1. Warum die Kenntnis über Ihr Schneelastzonengebiet für Sie wichtig ist

Wer schon einmal Schnee von der Einfahrt oder dem Gehsteig geschaufelt hat, weiß, dass das himmlische Weiß zwar aussieht wie bauschig-leichte Watte, aber wesentlich schwerer ist. Das Gewicht des Schnees belastet Pavillons, Gartenhäuser und Fasssaunas erheblich. Diese Bauten benötigen daher eine solide Statik, um das Gewicht zu tragen. In unserem Ratgeber erklären wir, was Schneelast ist und wie Sie sie berechnen oder einschätzen können. Wir zeigen Ihnen außerdem, welche Schneelastzonen es gibt und in welcher Ihr Grundstück liegt. Zusätzlich erfahren Sie, wann es nötig ist, ein Dach von seiner Schneelast zu befreien.

2. Wieviel wiegt Schnee? 

Das Gewicht von Schnee variiert je nach Feuchtigkeitsgehalt und Dichte. Trockener Pulverschnee wiegt etwa 30-50 kg pro Kubikmeter, während nasser, schwerer Schnee bis zu 200 kg pro Kubikmeter wiegen kann. Im Durchschnitt wird häufig ein Wert von etwa 100 kg pro Kubikmeter angenommen. 

3. Schnee lässt sich nach verschiedenen Kriterien klassifizieren, insbesondere nach Feuchtigkeitsgehalt und Dichte:

1. Pulverschnee: Sehr trockener und leichter Schnee, der frisch gefallen ist. Er hat eine geringe Dichte und wiegt etwa 30-50 kg pro Kubikmeter.   

2. Neuschnee: Frisch gefallener Schnee, der noch nicht verdichtet oder geschmolzen ist. Seine Dichte kann variieren, aber er ist in der Regel leicht und trocken.

3. Pappschnee: Feuchter, schwerer Schnee, der eine höhere Dichte hat und sich gut zum Schneeball- oder Schneemannbauen eignet. Er wiegt etwa 100-200 kg pro Kubikmeter.

4. Altschnee: Schnee, der bereits länger liegt und sich durch Verdichtung, Schmelzen und Wiedergefrieren verändert hat. Er ist oft dichter und härter.

5. Firnschnee: Schnee, der mindestens ein Jahr alt ist und durch wiederholtes Schmelzen und Gefrieren eine noch höhere Dichte erreicht hat. Er ist oft körnig und hart.

6. Eis: Schnee, der vollständig verdichtet und gefroren ist, bildet schließlich Eis. Es ist mit ca. 900 kg pro Kubikmeter sehr dicht und schwer.

4. Wie misst man die Schneemenge?

Die Schneemenge auf einem Dach kann auf verschiedene Arten gemessen werden. Eine Möglichkeit ist die Verwendung eines Schneemessgeräts, das die Schneehöhe automatisch erfasst. Alternativ kann die Schneemenge auch manuell mit einem Maßband oder einem Lineal gemessen werden. Es ist wichtig, die Schneemenge regelmäßig zu überwachen, um sicherzustellen, dass die Belastungsgrenzen des Daches nicht überschritten werden. 

Der Deutsche Wetterdienst erfasst täglich um 7:30 Uhr die Schneedeckenmächtigkeit und Neuschneehöhe. Es ist wichtig zu beachten, dass die Neuschneemenge zwar alle 24 Stunden gemessen wird, aber manchmal auch über mehrere Tage hinweg als sogenannte Neuschneesumme zusammengefasst wird, zum Beispiel als 3-Tages-Neuschneesumme.

5. Was ist Schneelast? 

Schneelast bezieht sich auf die Last oder das Gewicht des Schnees, das auf einer Struktur, wie einem Dach, liegt. Diese Last kann erhebliche Auswirkungen auf die Struktur haben, insbesondere wenn sie nicht für solche Belastungen ausgelegt ist. Die Schneelast wird in der Regel in Kilogramm pro Quadratmeter (kg/m²) gemessen und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter:

1. Dichte des Schnees: Nasser, schwerer Schnee übt eine größere Last aus als trockener, leichter Pulverschnee.

2. Schneemenge: Je mehr Schnee sich ansammelt, desto höher ist die Schneelast.

3. Wetterbedingungen: Temperaturen, Wind und Regen können die Schneelast beeinflussen. Zum Beispiel kann Regen auf bereits liegenden Schnee den Schnee schwerer machen.

4. Dachneigung und -konstruktion: Flachdächer sind anfälliger für hohe Schneelasten, da der Schnee sich ansammeln und nicht abrutschen kann. Steilere Dächer lassen Schnee eher abrutschen, was die Schneelast verringert.

Für die Gartenhausplanung und -sicherheit ist es wichtig, die maximal zu erwartende Schneelast zu berücksichtigen. In vielen Ländern gibt es daher Bauvorschriften und Normen, die sicherstellen sollen, dass Gebäude für die lokal typischen Schneelasten ausgelegt sind. In Deutschland beispielsweise gibt es die DIN-Normen, die entsprechende Vorgaben machen.

6. Was sind Schneelastzonen? 

Die Gewichtangaben zur Schneelast in den verschiedenen Schneelastzonen in Deutschland sind in der DIN EN 1991-1-3/NA (Nationaler Anhang zu Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke - Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen - Schneelasten) festgelegt. Diese Angaben geben die charakteristischen Schneelasten auf dem Boden (sk) in Kilonewton pro Quadratmeter (kN/m²) an. Ein Kilonewton entspricht 100 kg. Die Werte für die verschiedenen Zonen sind wie folgt:

1. Schneelastzone 1: 0,65 kN/m² (entspricht 65 kg/m²)

2. Schneelastzone 1a: 0,75 kN/m² (entspricht 75 kg/m²)

3. Schneelastzone 2: 0,85 kN/m² (entspricht 85 kg/m²)

4. Schneelastzone: 2a: 1,06 Kn7m² (entspricht 106 kg/m²)

4. Schneelastzone 3: 1,10 kN/m² (entspricht 110 kg/m²)

Diese Werte stellen die charakteristische Schneelast auf dem Boden dar. Für die Berechnung der Schneelast auf Dächern muss dieser Wert mit bestimmten Faktoren multipliziert werden, die von der Dachneigung, der Exposition des Gebäudes und anderen örtlichen Bedingungen abhängen. 

Zum Beispiel:

- Flachdächer und Dächer mit geringer Neigung: Hier wird der charakteristische Wert direkt verwendet oder nur geringfügig modifiziert.

- Steildächer: Hier kann der Wert reduziert werden, da der Schnee eher abrutscht.

- Exponierte Lagen oder hohe Gebäude: Hier können zusätzliche Faktoren angewendet werden, um erhöhte Winddrift und Schneeanhäufung zu berücksichtigen.

Die genaue Berechnung der Schneelast auf Dächern erfordert eine detaillierte Betrachtung der spezifischen Umstände und die Anwendung der entsprechenden Berechnungsformeln aus der DIN-Norm. Diese Normen sollen sicherstellen, dass Gebäude ausreichend dimensioniert sind, um auch unter extremen Schneelasten sicher zu bleiben.

Die Schneelast dient als Grenzwert, der die maximale Schneelast angibt, die ein Gebäude tragen darf, ohne dass Schäden entstehen. Eine zulässige Schneelast von 1 kN/m² bedeutet, dass pro Quadratmeter Dachgrundrissfläche (projiziert auf die Horizontale) bis zu 100 Kilogramm Schnee zulässig sind. 

In bestimmten Bereichen der Schneelastzone 3 können höhere Schneelasten auftreten als die in der allgemeinen Gleichung angegebenen Werte. Informationen über die spezifischen Schneelasten in diesen Gebieten sollten bei den zuständigen örtlichen Behörden eingeholt werden. Dies betrifft beispielsweise Regionen wie den Harz oder die Hochlagen des Fichtelgebirges.

7. Karte über Schneelastzonen in Deutschland: 




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8. Die Schneelastzonen in Österreich

Für statische Berechnungen von Schneelasten sollten die Werte aus der ÖNORM EN 1991-1-3 sowie der ÖNORM B 1991-1-3 verwendet werden. Der in Europa gültige Eurocode EN 1991-1-3 bietet einen empfohlenen Rahmen für Richtwerte, den jeder EU-Staat in einem nationalen Anhang an die spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Landes anpasst und konkretisiert. In Österreich ist dies durch die ÖNORM B 1991-1-3 geregelt.

Die ÖNORM teilt Österreich in vier Lastzonen ein, die auf langjährigen meteorologischen Messdaten basieren und nicht auf geografischen Kriterien. Diese Einteilung gilt jedoch nur für Orte mit einer Seehöhe bis zu 1.500 Metern. Für Gebäude, die oberhalb von 1.500 Metern liegen, sollten die Berechnungswerte direkt bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) oder den lokalen Baubehörden erfragt werden. Hier geht es zur Schneelastkarte für Österreich.

9. Die Schneelastzonen der Schweiz

In der Schweiz ist die Norm SIA 261:2003 (SN EN 1991-1-3/NA; SIA 261.003/NA:2016 SNV Norm: Eurocode 1 - Einwirkungen auf Tragwerke - Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen, Schneelasten - Nationaler Anhang NA zu SN EN 1991-1-3:2003) maßgeblich. Eine Karte der Schneelastzonen in der Schweiz finden Sie hier.

10. Und warum sollten Sie die Schneelastzone für Ihren Garten nun wissen? 

Die Kenntnis der Schneelastzone, in der sich Ihr Garten befindet, ist entscheidend für die Statik von Bauwerken wie Gartenhäusern, Saunafässern, Pavillons oder Grillkotas. Die Konstruktion muss so ausgelegt sein, dass sie unter der Schneelast nicht einstürzt. Berücksichtigen Sie auch, dass Schnee von nahegelegenen Gebäuden und Bäumen herabfallen und zusätzliches Gewicht verursachen kann. Da nicht jedes Gartenhaus, Pavillon oder Saunafass für jede Schneelastzone geeignet ist, sollten Sie beim Kauf ausdrücklich nachfragen, ob die Statik den Schneelasten Ihrer Zone standhält.

Auch wenn es heutzutage einfach und schnell möglich ist, sich selbst über „Ihre“ Schneelastzone zu informieren und die entsprechenden Berechnungen durchzuführen, sollten Sie vor Baubeginn grundsätzlich eine zuständige Fachstelle zur Überprüfung Ihrer Ergebnisse um Rat bitten.

11. Wann muss ich Schnee vom Dach meines Gartenhauses räumen? 

Wenn bestimmte Wetterbedingungen erfüllt sind und um Schäden zu vermeiden, muss Schnee von der Dachfläche Ihres Gartenhauses entfernt werden. Vor allem, um die Sicherheit zu gewährleisten. Hier sind einige wichtige Punkte, wann Schnee geräumt werden sollte:

1. Schneehöhe und Gewicht: Wenn sich eine erhebliche Schneemenge auf dem Dach angesammelt hat, insbesondere nasser und schwerer Schnee. Ein allgemeiner Richtwert ist, dass Schnee ab einer Höhe von 20-30 cm (je nach Schneetyp) geräumt werden sollte. 

2. Schneelastberechnung: Beachten Sie die maximal zulässige Schneelast, die in den Bauunterlagen oder durch den Hersteller angegeben ist. Bei Überschreitung dieser Last muss der Schnee entfernt werden.

3. Dachneigung und -konstruktion: Flachere Dächer neigen dazu, mehr Schnee zu halten als steilere Dächer. Bei flachen Dächern sollte daher früher geräumt werden. Auch wenn das Dach bereits Anzeichen von Belastung zeigt (z.B. durchbiegen oder knarzende Geräusche), sollte der Schnee entfernt werden.

4. Wettervorhersage: Bei angekündigten starken Schneefällen oder Regen nach Schneefall, der den Schnee zusätzlich schwerer macht, sollte der vorhandene Schnee vorab entfernt werden.

5. Sicherheitshinweise:
    - Betreten des Daches vermeiden: Aufgrund der Rutschgefahr und des Risikos, das Dach zu beschädigen, sollte das Dach nach Möglichkeit nicht betreten werden. Verwenden Sie stattdessen Schneeräumgeräte mit langem Griff.

    - Schutzkleidung tragen: Tragen Sie geeignete Winterkleidung und rutschfeste Schuhe.

    - Schneeräumgeräte: Verwenden Sie Schneeräumgeräte, die für Dächer geeignet sind, um das Material nicht zu beschädigen.

Regelmäßige Überprüfungen des Daches während der Wintermonate und die proaktive Schneeräumung tragen dazu bei, die Konstruktion Ihres Gartenhauses zu schützen und teure Reparaturen zu vermeiden.

12. Kann ich mein Gartenhaus nachträglich besser gegen mehr Schneelast ausstatten? 

Tatsächlich, ein Holz-Gartenhaus kann nachträglich besser gegen Schneelast ausgestattet werden. Hier sind einige Maßnahmen:

1. Dachverstärkung: Verstärken Sie die Dachkonstruktion durch das Hinzufügen zusätzlicher Balken oder Stützen. Dies erhöht die Tragfähigkeit des Daches.

2. Verwendung von stärkeren Materialien: Tauschen Sie vorhandene Dachmaterialien gegen robustere aus, wie z.B. dickere Bretter oder Metallplatten, die besser mit Schneelast umgehen können.

3. Dachneigung erhöhen: Eine steilere Dachneigung lässt Schnee leichter abrutschen, wodurch die Schneelast verringert wird. Dies kann durch den Einbau zusätzlicher Sparren erreicht werden, um die Neigung zu verändern.

4. Schneefangsysteme: Installieren Sie Schneefanggitter oder -balken auf dem Dach, um den Schnee gleichmäßig zu verteilen und zu verhindern, dass er in großen Mengen abrutscht und Schaden verursacht.

5. Zusätzliche Stützen: Bringen Sie zusätzliche Stützen im Inneren des Gartenhauses an, um die Last besser zu verteilen und die Stabilität zu erhöhen.

6. Regelmäßige Schneeräumung: Stellen Sie sicher, dass das Dach regelmäßig von Schnee befreit wird, um die Belastung zu minimieren. Dies kann manuell oder mit Hilfe eines Schneeräumgeräts erfolgen.

7. Qualität der Verbindungen überprüfen: Überprüfen und verstärken Sie die Verbindungen zwischen den verschiedenen Teilen der Dachkonstruktion, um sicherzustellen, dass sie den zusätzlichen Belastungen standhalten.

Um die besten Lösungen für Ihre spezifische Situation zu finden, ziehen Sie sicherheitshalber einen Fachmann zu Rate.